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Namibia - ein Land nutzt den Wildreichtum



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Um 1805 kamen die ersten deutschen Missionare, brachten das Christentum, Erziehung, Wissenschaft und Diplomatie. Sie konnten zwischen den aus Nordafrika schon eingewanderten schwarzen Stämmen und denen, die noch kamen vermitteln und so ein Blutvergießen verhindern. Die deutsche Kolonialzeit begann etwa 1885 und dauerte bis 1915. Hieran erinnern viele Straßennamen und Ortsbezeichnungen. Die deutschsprachige AZ ist ein nicht unwichtiger Teil der namibischen Pressefreiheit. Deutsche vermaßen das Land, gründeten Häfen, verlegten Schienen und bauten Straßen. Unter großen Entbehrungen entstanden die Farmen mit Windrädern und Brunnen, Staudämmen und eine der Trockenheit angepasste Weidewirtschaft. Europäische Rinderrassen wurden mit einheimischen gekreuzt. Der Wildtierreichtum wurde zu einer staatstragenden Einkommensquelle. 1884 wurden die ersten Jagdregeln verkündet. Natürlich von des Kaisers Gnaden.

Die Deutschen sind in Namibia beliebter als andere Europäer, denn Deutschland ist sicherlich die einzige ehemalige afrikanische Kolonialmacht, die immer noch mehr bringt, als sie aus dem Land herausholt. Deutsche machten im ehemaligen Deutsch-Südwest genau so gute Arbeit, wie im Kamerun oder auf der Krim. Wild wurde für die Küche und um die Weideflächen zu schonen erlegt. Dass sollte sich ändern, nachdem Max Schmeling 1973 ins Land kam. Der erste deutsche Boxweltmeister im Schwergewicht, kam nicht um zu boxen, er wollte jagen. Er, der begeisterte Jäger, kaufte schon Ende der 1930er Jahre ein 580 ha großes Waldgut in Hinterpommern.

Bis dahin waren die Wildtiere Namibias, damals Südwestafrika, Eigentum des Staats. Man durfte das Wild nur für den Eigenverbrauch jagen. Das taten die Farmer auch, weil das Wild Nahrungskonkurrent für ihr Vieh war. Farmen ohne Wildbestand waren gute Farmen. Löwen, Tüpfelhyänen und wilde Hunde wurden weitestgehend ausgerottet. Einige Farmer waren anderer Meinung, zu ihnen gehörte Volker Grellmann. Er hatte vom NAPHA-Mitglied Dieter Metzger (katja@makadi-safaris.com) - Otjisauona, erfahren, dass sich Schmeling in Südafrika aufhielt, wo er seine Spur aufnahm und ihn schließlich nach Namibia einlud. Zusammen mit seinem Mitstreiter, Rüdenhausen, Vorsitzender des Jägervereins, besuchte Schmeling eine Ratssitzung und hielt eine Rede, in der er von seinen Jagderlebnissen und der einmaligen Natur des Landes schwärmte. Damit erreichte er ein Umdenken der Politiker, die dann so nach und nach die wirtschaftlichen Möglichkeiten des „Jagdfarmens" erkannten. Seitdem hat sich der Wildbestand vervielfacht, vor allem, weil die Farmer Tränken und Wasserstellen für ihre Rinder und das Wild anlegten. Sie schufen Staudämme, um nach der Regenzeit das Wasser in den Trockenflüssen (River) und tieferliegendem Gelände halten zu können.

Der Wildreichtum brachte den Einwohnern, den Eingeborenen und den Ureinwohnern eine neue Einkommensmöglichkeit, gleich ob sie in der Stadt, auf dem Land oder im Busch leben. Die Wildtiere sind viel sichtbarer als in Deutschland. Mit den Antilopen und Zebras vermehrten sich auch die Löwen, die Leoparden und die Hyänen. Die Geparden bevölkerten neue Reviere, nicht unbedingt zur Freude der Jagdfarmer.

Helmuth Friederich führt Jäger aus aller Welt über seine Jagdfarm Boabab (driehoek@mweb.com.na) und immer häufiger auch Gäste, die eine Kamera führen. Auch Jäger, die statt der Trophäe ein schönes Foto mitnehmen möchten. Außerdem führt Friederich auch Bogenschützen, für die Zielsicherheit angesagt ist. Damit ein Nachsuchen mit der Büchse entfällt, denn vergiftete Pfeile, die sich bei den San über Jahrtausende bewährt haben, sind nicht erlaubt. Obwohl sie für das Tier doch angebrachter wären, es wäre lautloses Jagen.

Für Namibia ist der Tourismus die dritt, viert größte Einnahmequelle nach dem Bergbau, den Minen und der Fischerei (ca. 35 Milliarden NAD = 1.9 Mio. €). Mit 14% bringt der Tourismus die meisten Arbeitsplätze. Wie viel auf die Jägerei entfällt ist NICHT erfassbar. Reisende kommen wegen der Gastfreundschaft, der wilden Tiere, der Landschaft und dem spürbar willkommen zu sein nach Namibia. Namibias größter Schatz sind die Menschen mit ihrer Kultur. Dafür interessieren sich nur wenige.


Bei Antilopen und grasenden Wildtieren (Büffel, Zebra) wird mit jährlichem Zuwachs zwischen 30 und 60 % gerechnet. Bei Prädatoren (Löwen, Leopard, Gepard, Hyäne) etwa 30 %. Bei Nashorn und Elefant vielleicht 6 %. Der Zuwachs ist sehr von der Regenzeit abhängig. Von Gnus, die auch von Jagdfarmern ausgesetzt wurden, gibt es zu viele. Es gelten örtlich strenge Abschussregeln, weil sie Krankheiten übertragen können. Büffel gibt es entlang des Kavango, dem großen Grenzfluss zu Angola und Sambia sowie auf dem wasserführenden Waterberg. Viele Farmer haben Pferde. Einst zogen mutige Reiter aus, um aus der Etosha ausgebrochene Elefanten zurück zu treiben. Im Südwesten gibt es, aus wahrscheinlich Armeebeständen, verwilderte Hauspferde, die mit Wasserstellen und der Jagd auf Hyänen und Wilden Hunden vor Ort gehalten werden, wo sie eigentlich nicht hingehören.

Zuständig für Jagd und Wild ist die NAPHA (Namibia Professional Hunting Association), die lange von Volker Grellmann geführt wurde. Eine Zwangsmitgliedschaft besteht nicht. Wohl aber müssen die Abschüsse gemeldet werden. Die Rinderzucht wird immer wieder mal von Dürreperioden stark beeinträchtigt. Ein Grund, weshalb aus Rinderfarmern Jagdfarmer wurden. Es gibt Farmer, die den jährlichen Zuwachs an Wild den Jagdfarmern verkaufen. Sicher ist, dass bei einer Flächennutzung von Wildtieren die Biodiversität höher ist als bei der Rinderhaltung. Ein Heranfüttern von Trophäenwild ist verboten. Wir unterscheiden: Rinderfarmen, Jagdfarmen und Gästebetriebe.

Es gäbe 24.000 Elefanten, die auch in die Nachbarländer wandern und eben auch erlegt werden müssen. Elefanten mit Mauern und Elektrozaun von einer Wasserstelle fernzuhalten ist ein anderes Thema, wie die Errichtung eines Wildschutzzaunes. Der Bestand von Zebras und Antilopen ist ein sehr guter. Namibia beherbergt etwa 800 Löwen. Mehr kann sich das Land mit Blick auf die Viehzucht nicht leisten. Der Bestand an Leoparden, Geparden, Giraffen und Nilpferden ist ausreichend. Von Hartmann-Bergzebras gab es in den 60er Jahren noch einige Hundert. Mittlerweile sind es ca . 72.000. Neben dem Bestand an Breitmaulnashörnern gibt es noch das selten gewordene Spitzmaulnashorn. Bestände gibt es auf Gästefarmen. Sie werden gehegt, weil ein lebendes Spitzmaulnashorn mehr bringt als ein totes.

Wenn Flächen von Rindern überweidet werden, wie auch von Wildtieren, beispielsweise in der Etosha, verringert sich der Niederschlag und fördert eine Versteppung. In Namibia, dem niederschlagärmsten und dünnstbesiedelten Land Afrikas, leben - auf einer zweimal so großen Fläche wie Deutschland - nur 2,4 Mio Menschen. Der Ackerbau beschränkte sich auf Mais, der vor der jährlichen Regenzeit mit vie l Hoffnung gesät wurde. Mit dem Aufkommen von Solarpumpen wird sich dies ändern. Es gibt zumindest nach außen keinerlei Spannungen zwischen Schwarz und Weiß. Es gibt Spannungen zwischen den schwarzen Stämmen und den gesellschaftlich untergeordneten San, die aber als Spurenleser und Wildführer anerkannt sind. 50% der Namibianer sind Owambos, die sich etwa ab dem 16. Jhd. ansiedelten und mit ihren großen Herden Völker wie die Damara und Nama vertrieben. Etwa 17% Namibias sind Nationalparks. In Deutschland sind lediglich 0,6 % Nationalpark plus 6,3 % Landschaftsschutzgebiet.

Die schwarzen Völker betrieben Ackerbau, hielten Haustiere, sie waren keine Jäger, eher Fischer. Im Gegensatz zu den Ureinwohnern, den San bzw. Buschmännern, unseren jagdlichen Vorfahren. Alle sind eingewandert. Zu den ältesten Bewohnern gehören die Damara und die Nama.

Fotos: Johannes Hoffmann
Quellen:
Hannes Ziege