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Nepal - von Lebenseinheiten und Eindrücken




5.360 Meter hoch auf dem Gorky-Peak: Alle freuen sich über ihren ersten 5000er.
Foto: CARLO VON OPEL

 

 

„Was mich im Himalaya immer sehr erfasste, waren die Träger, meist kleine Menschen, die über steinige Wege große Lasten durch eine gewaltige Landschaft trugen. Ihren schweren Weg gehen sie mit innerer Würde, einem gewissen Gleichmut und einer heiteren Gelassenheit, scheinbar ohne zu murren, ohne mit ihrem Schicksal zu hadern.

 

Nach etlichen Alpenbegehungen (auch die Begehung des Kilimandscharos mit Steigeisen, Seil und Ski), einem Versuch auf den höchsten Berg Amerikas, dem Aconcagua, und einem Bericht von Peter Habeler (einem der beiden Mount Everest Erstbesteigern ohne Sauerstoff) wurde mein Ziel - Nepal - greifbar. Von einem ausgewählten Personenkreis von Managern war die Rede. Ich fand mich wieder in einer Runde jugendlicher Bergsteiger aus Österreich, einer jungen Ärztin und einigen Krankenschwestern, und ich fand mich tapfer, weil ich niemanden kannte.

Dieses Einfinden zwischen Fremden war für mich ein gutes Erleben und die Anwesenheit der Krankenschwestern eine gute Erfahrung, nachdem ich von zwei königlichen Tempelhunden im Königreich Mustang gebissen wurde. Sieben Mal besuchte ich den Himalaya, Tibet, Sikkim und Nepal - mein Urlaubsland Nummer 1. Das Miteinander ist meist ein gutes, weil sich jeder von der besten Seite zeigt und es sich wohltuend auswirkt, aufeinander angewiesen zu sein. Gleicher unter Gleichen - und kein lästiges Fragen, ob ich vielleicht mit Autos was zu tun habe.
Na ja, also nicht ganz. Aber es macht doch froh, wenn man so als Stubenältester mit den meist beträchtlich jüngeren Gebirglern noch mithält.

Die Zweier-Zelte, zum Stehen und bequemen Sitzen zu klein, aber wenn man sich freut hineinzukriechen, dann ist man wirklich angekommen. Doch nach dem Entfernen aller Steine schläft es sich wirklich gut im Schlafsack, na ja, man ist ja auch rechtschaffen müde. Wenn man nur nachts nicht ab und an mal raus müsste: Stirnlampe suchen, Reißverschlüsse auf und dann schauen, wo ... Mühselig auch das tägliche Ein- und Auspacken des Seesacks, weil das Gesuchte meist zuunterst liegt. Sehr weit tragen können wir so einen Seesack nicht. Unsere Träger schultern zwei davon über viele Stunden, bergauf und bergab, unglaublich.

Schön ist das Miteinander mit den Einheimischen, mit denen wir uns so langsam anfreundeten und interessant ist das Kennenlernen ihrer meist strengen Sitten und Gebräuche.

Was die Sauberkeit betrifft, so denke ich gerne an Namibia. Denn so schmackhaft das über dem offenen Feuer zubereitete Essen auch ist, man sollte auf keinen Fall beim Kochen näher hinschauen. Aber auch die eigene Reinlichkeit musste sich nach dem Good-Morning-Tee, der ins Zelt mit einer Schale Wasser gereicht wurde, in engen Grenzen halten.

Wenn es regnet - zur Trekkingzeit eher selten -gibt es über den Rucksack einen Regenschutz, und selbst kommt man ins Schwitzen wegen der wasserdichten Kleidung. Nur mit dem Trocknen gibt es Probleme. Über den Rucksack hängen oder abends auf die Zeltschnur oder auf warme Steine ausbreiten....beides geht nicht. Es bleibt nur unter oder in den Schlafsack legen. Doch das Zehren von den schönen Tagen, das Wandern zwischen etwa 2.000 bis 4.000 Metern Höhe, der Blick auf die schneebedeckten Gipfel und die tiefen Täler mit reißenden Gebirgsbächen überdecken dies. Die Ansiedlungen, die von alters her kultivierten Felder, das alles vermittelt unvergessliche, unbeschreibliche Eindrücke, die man als Landwirt und Naturfreund ganz besonders in sich aufnimmt.

Das Spezielle beim Nepal-Trekking ist, dass man sich praktisch im Mittelalter bewegt, Ziele erreicht, die man nur als Fußgänger erreichen kann. Viel Lebensweisheit vermögen die dortigen Kulturvölker zu vermitteln. Einem Problem wird mit Heiterkeit begegnet und kommt dadurch einer Lösung schnell näher."

 

Carlo von Opel