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Jeden Tag eine Stunde bewegen


Nach 50 Jahren kehrt der gemeinnützige Verein „Stiftung Spazierengehen“ mit der Auszeichnung „Goldener Schuh“ in das Rhein-Main-Gebiet zurück. Ins Leben gerufen wurde der  gemeinnützige Verein  von Dr. hc Georg von Opel. Es war Gründungspräsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft und brachte den goldenen Plan zum Bau von Sportstätten auf den Weg. Zudem war er vielfacher deutscher Meister im Rudern, Sportsverbandsführer, IOC Mitglied und gründete 1956 die Gesellschaft Kronberger Freigehege für Tierforschung.

Seit 1971, also 50 Jahre lang, hat der älteste Sohn des Gründers, Carlo von Opel, die Stiftung  Spazierengehen weitergeführt. Jetzt übergibt der  80-Jährige den Staffelstab an den jüngsten Sohn, Gregor von Opel (53). Ein Umzug aus der Pfalz wieder zurück nach Hessen.

Die Stiftung hat seit 1963 mehr als 40000 Ehrennadeln für absolviertes Gesundheitstraining als  Ansporn und Preis verliehen, gestaffelt nach Leistungen in Form von bronzenen,  silbernen  oder goldenen Schuhen. 400 000 Menschen haben sich bereits als Teilnehmer registriert und sich mit Freude fit und gesund gelaufen.

Die Zielsetzung zur Stiftungsgründung: Menschen zu mehr Bewegung für Gesundheit in  Körper und Geist zu animieren. Die Deutschen gelten als Sitz-Weltmeister. Statistisch gesehen bewegen sich 42,2 Prozent der Deutschen nicht ausreichend. 57 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen bringen zu viel auf die Waage. Besonders dramatisch sei die Situation bei den Kindern. Bereits vor der Corona-Krise haben sich laut des 4. Kinder- und Jugendsport-Berichts rund 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht ausreichend bewegt.  Sie unterschritten die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Bewegung pro Tag. Auf der anderen Seite ist Spazierengehen populär und hat während des zweiten Lockdowns noch an Beliebtheit zugelegt.

„Wir wollen diejenigen ansprechen, die bereits während der Pandemie regelmäßig spazieren gegangen sind. Und wir wollen diejenigen motivieren, die bislang wenig für ihre Gesundheit gemacht haben“, erklärt Gregor von Opel. Er selbst wurde die Vorgabe zum Erlangen des Goldenen Schuhs. 300 Stunden Bewegung im Jahr, „easy“  erreichen. Mal gehe er spazieren, mal jogge er, mal steige er aufs Fahrrad. Und bei Regen nutze er den heimischen Crosstrainer. „Ich brauche die Bewegung.  Wenn ich mich ausreichend bewege, kann ich besser denken, besser arbeiten und habe einfach bessere Laune“, verrät er.

Der neue Vorsitzende bringt die Erfahrung aus seiner Tätigkeit für die Olympischen Gesellschaft mit, dass der Breitensport und hier der Jugendsport einer besonderen Förderung bedarf.

Künftig gibt es eine App


Die Kontrollhefte der Aktion „Goldener Schuh“ soll es auch weiterhin geben, schließlich waren sie nach Auskunft von Carlo von Opel so erfolgreich, dass sie ohne große Werbung nachgefragt wurden – ein „Selbstläufer“ sozusagen. Doch der Verein will auch eine App entwickeln, die von allen Herstellern technisch unterstützt wird, und dazu dient, zurückgelegte Strecken und die benötigte Zeit zu registrieren. Carlo von Opel stellt klar, dass es ums sportliche Spazierengehen geht. Eine gewisse Anstrengung ist gefordert, der Kreislauf muss in Schwung kommen. Wer vor die Tür geht, um eine zu rauchen und ein paar Schritte dabei geht, kann dafür kaum eine Auszeichnung gewinnen. Einen Goldenen Schuh bekommen indes auf Wunsch jene, die ihre Leistung künftig per App dokumentieren. Dafür muss man kein Mitglied im Verein werden.

Der Verein möchte mit Schulen und Kitas zusammenarbeiten, um die Spaziergänger von morgen zu gewinnen. In Kronberg wird es eine Geschäftsstelle des Vereins geben, der auch mit anderen Vereinen Kontakt aufnehmen will.

Zudem wird es in Kronberg eine Kick-off-Veranstaltung geben. Die Aktivitäten des Vereins werden indes natürlich weiterhin bundesweit aufrecht erhalten. Carlo von Opel hält Kronberg für eine ausgezeichnete Lage, um Spaziergänger anzusprechen. Sein Bruder Gregor trägt am Tag der Mitgliederversammlung ein Sweat-Shirt mit der Aufschrift  „Auf geht’s“. Das Motto des Vereins passt  am Tag der Staffelübergabe und des Starts in der Burgstadt ganz besonders gut.

Boris Schöppner